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Ehrenmorde bis 2000

Seher Ö.

geboren: 1972
erdrosselt: 17. Februar 2000
Wohnort: München
Herkunft: Türkei
Kinder: 4 Töchter
Täter: vermutlich ihr Ehemann Erkan

Mit 15 Jahren wird Seher in Westanatolien an einen Cousin in Deutschland verheiratet und kommt ein Jahr später als Importbraut nach München.

Ihr Mann arbeitet als Lagerist und misshandelt sie. Die Polizei muss öfter einschreiten. Das Paar bekommt 4 Töchter. Die eheliche Wohnung darf sie so gut wie nicht verlassen. Sie führt den Haushalt für Erkan und seine Eltern. Sie selbst sagt später „Ich war der Putzlappen der Familie.“

Mit Hilfe deutscher Behörden flieht Seher mit den 3 jüngeren Kindern in ein Frauenhaus. Die Älteste bleibt beim Großvater.

Seher lernt Deutsch, legt das Kopftuch ab, reicht die Scheidung ein und erhält das Sorgerecht für die Töchter. Sie jobbt in einem Cafe, lässt sich zur Küchenhilfe ausbilden. Später zieht sie mit den Kindern in eine eigene Wohnung.

Am 20. Februar 2000 wird sie in ihrer Wohnung erhängt aufgefunden. Vorher wurde sie erdrosselt und misshandelt. Man nimmt an, dass weitere Familienagehörige bei der Tat anwesend waren. Die Mädchen sind an dem Abend nicht in der Wohnung, sondern (so jedenfalls vereinbart) bei ihrem Vater. Das ganze wird als Selbstmord inszeniert. Die Angehörigen vergießen viele Tränen. Die Gerichtsmedizin aber findet heraus, dass es kein Selbstmord war.

Erkan kommt einen Monat in Untersuchungshaft. Obwohl er bereits unter Zeugen gedroht hat, seine Frau umzubringen, kann man ihm die Tat nicht nachweisen. Die Töchter kommen in ein Heim. Die Fall ist bis heute ungeklärt.

Der Name des Ehemannes wird in der tz mit „Erkan (Name geändert)“ angegeben.

Links

www.tz-online.de
(Artikel als PDF)

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