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Ehrenmorde 2011

Ibrahim J.

geboren: 1979
erstochen: 12. Juni 2011
Wohnort: Gladbeck
Tatort: Bottrop
Herkunft: Libanon / Kurden
Kinder: unklar, evtl. 3 + 1 Ungeborenes
Täter: Bilal (zur Tat 24 J.), sein Bruder Chalid (28 J.) und ein Cousin Haysam S. (28 J.), alle aus dem Libanon mit deutschem Pass

Ibrahims Schwester Jehan ist Anfang 20, spricht gut Deutsch und wohnt bei ihren Eltern in Gladbeck. Im Mai 2007 wird sie an den vier Jahre älteren Chalid verheiratet. Die Heirat findet nur nach islamischem Ritus statt. Später, vor Gericht, wird Jehan ihre Ehe als Martyrium beschreiben. Sie wird täglich geschlagen, einmal kommt sie mit Rippenbrüchen ins Krankenhaus. Von Chalids Eltern wird sie als Putzhilfe behandelt. Sie verlässt ihren Mann mehrmals, zieht zu ihren Eltern. Doch ihr Vater bringt sie wieder zurück.

Im Frühjahr 2011 trennt sich Jehan endgültig und zieht aus dem sauerländischen Arnsberg Neheim-Hüsten zu ihrer Schwester nach Essen. Im Juni bekommt sie das Sorgerecht für die Kinder (1 u. 3 J.).

Am Pfingstsonntag wird in einer angemieteten Halle in einem Gewerbegebiet in Bottrop von einem libanesischen Clan Hochzeit gefeiert. Unter den 700 Gästen (oder 1000) kommt es zu einer Hochzeitsschlägerei. Gegen 22.30 Uhr ersticht Bilal einen 32jährigen aus Gladbeck. Er stirbt im Krankenhaus und wird in Essen beigesetzt. Ein weiterer 50jähriger aus Lünen wird auf der Feier schwer verletzt.

Zwei Tage später stellen sich zwei tatverdächtige Brüder: Bilal, 24, und Chalid, 28. Sie kommen aus Arnsberg-Neheim und erscheinen mit ihren Anwälten bei der Polizei in Bottrop. Der Jüngere behauptet, für die Tat verantwortlich zu sein. Die Frau seines älteren Bruders Chalid habe sich von ihm getrennt und das Sorgerecht für die Kinder erstritten. Daraufhin habe man Ibrahim, den Bruder dieser Frau, auf der Hochzeitsfeier erstochen. Der Tote ist also Jehans Bruder. Sie meldet sich sofort nach der Tat bei der Polizei.

Im Dezember 2011 beginnt der Prozess vor dem Essener Landgericht unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Es heißt, der Gladbecker Clan habe einen Killer beauftragt, den Angeklagten im Gerichtssaal zu erschießen. Mitangeklagt ist ein Cousin der beiden Brüder, Haysam S.

Jehan sagt aus, dass Chalid ihr, ihrem Vater und ihren Brüdern mit dem Tod gedroht hat. Die Brüder und der Cousin begleiten ihre Aussage mit Spott.

Im Juli 2012 werden die Brüder wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, Haysam wird freigesprochen. Im Juli 2013 bestätigt der Bundesgerichtshof das Lebenslang-Urteil.

Im Februar 2013 wird der Vater der inhaftierten Söhne, Majid C., in der Bahnhofstraße in Bielefeld niedergestochen. Er saß in Haft in Brackwede, war aber im offenen Vollzug, hatte Ausgang und wurde überfallen und fast getötet. Durch eine Notoperation überlebt er.

Im August läuft der Prozess am Landgericht Bielefeld, und zwar gegen Mohammad C (63 J.), das Oberhaupt des Gladbecker Clans. Er soll den Mord in Auftrag gegeben haben. Dafür wird er nach 20 Monaten Prozess im März 2014 zu 3 Jahren Haft verurteilt. Der mit-angeklagte Sohn, Moussa Y. (38 J.) wird freigesprochen. Er ist der Bruder des ursprünglich ermordeten Ibrahims. Zusätzlich sollen 2 weitere Komplizen an der Tat beteiligt gewesen sein, die aber flüchtig sind. Im Juni 2015 hebt der Bundesgerichtshof die Urteile auf. Unter anderem hatte eine Richterin ein Verhältnis mit einem involvierten Anwalt der Verteidigungsseite.

Deswegen wird der Prozess ans Landgericht Dortmund verwiesen. Dort dauert es 4 Jahre bis zum nächsten Prozess. Erst im März 2019 geht es los. Ausgang unbekannt.

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