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Ehrenmorde 2017

Mezgin Nassan

geboren: 2000
erstochen: 4. Mai 2017
Wohnort: Goldbach bei Aschaffenburg
Herkunft: Syrien/Kurden
Kinder: keine
Täter: wahrschl. ihr Vater Hashem Nassan (zur Tat 42 J.)

Im Jahr 2015 kommt Mezgin mit Vater und Halbbruder aus Syrien nach Deutschland, die Mutter kommt 2017 nach. Sie wohnen in Goldbach bei Aschaffenburg, Mezgin besucht eine Berufsschule. Am 4. Mai 2017 melden Familienmitglieder sie als vermisst. Es wird mit großem Aufwand, aber erfolglos nach ihr gesucht. Ein Aufruf der Sendung Akenzeichen XY ungelöst Ende Mai bringt ebenfalls kein Ergebnis.

Motiv für die Tat könnte ein Verstoß gegen die Familienehre sein: Mezgin war mit Sheko R. befreundet, einem 23jährigen Syrer. Im Main-Echo findet sich der Hinweis, dass das Amtsgericht den Vater Hashem im Mai unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und Bedrohung innerhalb der Familie zu einer Haftstrafe verurteilt hatte. Vermutlich war das vor der Tat. Oder Hashem hat die Strafe nicht angetreten. Zusätzlich kann man fragen, ob die Gefahr für die Tochter nicht absehbar war.

In der Nacht auf den 2. Juni sticht Vater Hashem Mezgins Freund Sheko am Mainufer nieder. Anwohner rufen den Rettungsdienst. Trotz schwerer Halsverletzungen überlebt er. Der Vater flieht, nach ihm wird international gefahndet.

Im Dezember 2018 wird Mezgins Leiche von Spaziergängern in einem Waldstück bei Aschaffenburg gefunden. Die Mutter Hevin (44 J.) meldet sich zu Wort. Sie ist geschieden, lebt in einem Flüchtlingsheim. Sie glaubt, dass ihr Mann Mezgin zwar geschlagen, aber nicht ermordet hat. Sie vermutet ihn in Istanbul.

Tatsächlich wird der Täter in der Türkei festgenommen und im Oktober 2020 nach Deutschland ausgeliefert. Im März 2021 beginnt der Prozess am Landgericht Aschaffenburg. Man erfährt, dass auch Mezgins Stiefbruder bei ihrer Ermordung anwesend war. Der Vater hatte den damals 13jährigen dazu gezwungen. Die Mutter verweigert vor Gericht die Aussage.

Im April wird der Vater in dubio pro reo freigesprochen, auch wenn der Richter anmerkt, dass er der wahrscheinlichste Täter ist. Wegen des Mordversuchs am Freund seiner Tochter wird er zu 8 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt.

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