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Ehrenmorde bis 2000

Katrin Reemtsma

geboren: 1958
erstochen: 9. Juni 1997
Wohnort: Berlin
Herkunft: Opfer: Deutschland; Täter: Jugoslawien / Roma
Kinder: 2 (zur Tat 3 u. 5 J.)
Täter: ihr Lebensgefährte Asmet S. (zur Tat 40 J.)

Dies ist ein Ehrenmord aus dem Jahr 1997. Damals war es fast unmöglich, in Deutschland über Ehrenmorde zu sprechen. Demzufolge ist der Fall recht unbekannt, obwohl das Opfer aus einer großen deutschen Industriellenfamilie kommt.

Katrin Reemtsma studiert Ethnologie und setzt sich für ethnische Minderheiten, vor allem Roma, ein. Sie hat viele Ehrenämter in diesem Bereich, arbeitet als Aktivistin und ethnologische Gutachterin für Asylverfahren.

Etwa 1990 kommt der Roma Asmet aus Serbien (oder Bosnien) / Jugoslawien als Flüchtling nach Deutschland, und zwar mit Frau und 2 Kindern.

Katrin und Asmet werden ein Paar und bekommen eine Tochter und einen Sohn, die zur Tat im Kindergartenalter sind. Durch die beiden Kinder bekommt Asmet eine Aufenthaltsgenehmigung. In weniger als einem Jahr überweist Katrin dem arbeitslosen Asmet knapp 200.000 Mark. Der Verbleib des Geldes ist bis heute unbekannt. Man kann davon ausgehen, dass die Familie Reemtsma unter Roma als unglaublich reich gilt.

Asmets Exfamilie geht zurück nach Jugoslawien. Der Sohn aus der ehemaligen Roma-Ehe wohnt wohl zeitweise auch in der von Katrin 1991 gekauften Wohnung in Berlin-Friedenau.

Am 9. Juni ersticht Asmet seine Lebensgefährtin mit einem 32cm langen Küchenmesser. Im Oktober beginnt der Prozess am Landgericht Berlin. Nachbarn berichten, der Täter sei immer ruhig und nett, die Ehe harmonisch gewesen. Es ist gut möglich, dass dies der damals politisch korrekten Lesart entsprach. Denn in der Aktivistenszene ist das Thema Gewalt von Sinti und Roma gegen Frauen tabu. Zeugen wollen Journalisten zwingen, die Herkunft des Täters nicht zu nennen. Deutschland 1997.

Es ist also möglich, dass die Beziehung schon immer gewalttätig war. Sowohl die Tagesmutter der Kinder als auch Katrins Bruder sagen, sie wüssten nichts über die Beziehung. Katrin hätte nichts gesagt, Fragen wurden weggelächelt. Vielleicht konnte sie es nicht sagen, weil sonst ihr gesamtes Lebenswerk infrage gestellt worden wäre.

Noch im Oktober 1997 wird Asmet wegen Totschlags zu 12 Jahren Haft verurteilt. Ob er während der Haft abgeschoben wurde, ist unbekannt.

Links

wikipedia.org
www.berliner-zeitung.de
www.taz.de

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