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Ehrenmorde 2001

Nezara Z.

geboren: 1969
erstochen: 1. Januar 2001
Wohnort: Berlin-Neukölln
Herkunft: Afghanistan
Kinder: 4 Söhne, zur Tat zwischen 2 und 11 J.
Täter: Nezaras Schwager Badsha (zur Tat 29 J.) und ihr 16jähriger Neffe Magid

Nezara lebt seit Ende der achtziger Jahre mit ihrem Mann und vier Kindern in Berlin-Neukölln. Er arbeitet als Kraftfahrer, sie als Putzfrau. Außerdem wohnt ein jugendlicher Neffe namens Magid bei ihnen.

Als der Ehemann an Krebs stirbt, verlangt seine afghanische Familie, sie solle seinen Bruder Badshah heiraten. Das sei nach den Regeln des paschtunischen Clans üblich. Er bedrängt sie, obwohl er bereits eine Frau und vier Kinder hat. Er will Nezara zur Zweitfrau nehmen, ihre Söhne erziehen, und über das Geld verfügen, das der verstorbene Mann der Familie vermacht hat. Doch sie weigert sich.

In der Silvesternacht 2000/2001 bewaffnet sich Magid (der seit zwei Jahren wie ein Sohn in Nezaras Wohnung lebt) mit einem Messer. Er öffnet dem abgelehnten Bräutigam Badshah die Tür.

Die beiden erschießen und erstechen Nezara und zwei männliche Verwandte, die sich in der Wohnung aufhalten. Der Leiter der Mordkommission wird später sagen, er hätte schon viel erlebt, aber so etwas noch nicht: „Es war ein militärischer Angriff.“ Fünfzig Stiche hat Nezara in der Brust. Die ganze Wohnung ist voll Blut.

Nach der Tat gibt Magid an, er sei erst 13, also könne ihm nichts passieren. Bei Untersuchungen aber stellt man schnell fest, dass er zur Tat 16 oder 17 Jahre alt – und damit strafmündig – war. Magid erhält eine Jugendstrafe von acht Jahren für zweifachen Totschlag. Im Prozess bezeugen Nezaras Kinder die Tat und werden dafür von den Clanmitgliedern bedroht.

Der abgelehnte Bräutigam Badsha erhält Lebenslang wegen dreifachen Mordes. Die beiden Männer, die er in ihrer Wohnung erschossen hat, lassen zusammen 17 Kinder zurück (so der Tagesspiegel. Beim Alter der Männer – 41 und 23 Jahre – scheint die Zahl sehr hoch, aber möglich).

Links

www.tagesspiegel.de
www.tagesspiegel.de

Die Emma berichtet in der Ausgabe 5/2001 über den Fall (leider nicht online).

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