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Ehrenmorde 2011

Arzu Özmen

geboren: 1993
entführt und erschossen: 1. November 2011
Wohnort: Detmold
Herkunft: Türkei / Kurden / Jesiden
Kinder: keine
Täter: ihre 4 Brüder und 1 Schwester

Arzu wächst mit 5 Brüdern und 4 Schwestern in Detmold auf. Sie geht zur Schule und jobbt in einer Bäckerei. Dort verliebt sie sich im Frühjahr 2011 in den 20jährigen Bäckergesellen Alexander.

Obwohl die Familie als gut integriert gilt, tolerieren die jesidischen Eltern der jungen Kurdin die Beziehung zu einem Deutschen nicht. Als Arzu sich weigert, sich zu trennen, verprügeln sie ihr Vater und einer der Brüder. Ihr Vater sucht einen Bräutigam in der Türkei. Arzu flieht im August in ein Frauenhaus und legt sich zum Schutz den Namen Emely Ostermann zu.

In der Nacht auf den 1. November 2011 übernachtet Arzu heimlich bei ihrem deutschen Freund. Gegen 1.30 Uhr dringen vier ihrer Brüder mit einer Schusswaffe in die Wohnung ein und verschleppen die 18jährige. Ihr Freund wird bei dem Überfall schwer verletzt.

Vier Brüder und eine Schwester (Osman, Kemal, Kirer, Elvis, Sirin) sitzen wegen Geiselnahme in Untersuchungshaft. Einer gesteht die Entführung und sagt, Arzu hätte zu ihrem Vater gebracht werden sollen. Möglicherweise hat einer der Brüder die Nerven verloren und sie umgebracht. Die anderen Geschwister schweigen. Das Tatfahrzeug wird sichergestellt. Aufgrund von Handydaten wird vermutet, dass Arzus Leiche in einem Wald verscharrt wurde. Doch die Leiche bleibt trotz Suchaktionen der Polizei verschwunden. Möglicherweise wurde sie außer Landes gebracht. Auch die Suche über Aktenzeichen XY endete ergebnislos.

Obwohl keine Leiche gefunden ist, bereitet die Staatsanwaltschaft eine Anklage wegen Geiselnahme mit Todesfolge vor. Im Januar 2012 wird die Leiche auf einem Golfplatz in Großensee bei Hamburg gefunden. Arzu wurde durch mehrere Schüsse in den Kopf getötet. Vater Fendi Ö. und Mutter Adle Ö. (zur Tat 50 J.) werden verdächtigt, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Sie bestreiten das. Es ist aber unwahrscheinlich, dass die Geschwister gegen den Willen und ohne das Wissen der Eltern gehandelt haben.

Am 30. April 2012 beginnt der Prozess vor dem Detmolder Landgericht. Der jüngste Bruder Osman gesteht, Arzu mit zwei aufgesetzten Kopfschüssen erschossen zu haben. Möglicherweise hofft er auf eine mildere Jugendstrafe. Allerdings ist er 22.

Schwester Sirin (27) gilt als Anführerin. Sie arbeitet bei der Stadtverwaltung und hat dies genutzt, um nach Arzus Aufenthaltsort zu forschen. Sie beteuert, dass sie ihre Schwester nur in die Familie zurückholen wollte, dass die Eltern sie aber nicht mehr wollten. Darauf sei man nach Hamburg gefahren, wo ein Onkel wohnt, der aber nicht zu Hause war. Bei einer Auto-Pause sei es dann zur Tötung gekommen.

Im Mai gibt es folgende Urteile: Kirer (25 J.) und Sirin (27 J.) bekommen eine zehnjährige Haftstrafe für Geiselnahme sowie Beihilfe zum Mord. Elvis (21 J.) und Kemal (24 J.) müssen wegen Geiselnahme für 5 Jahre und 6 Monate ins Gefängnis. Osman (22 J.) wird wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Reaktion der jesidischen Gemeinde ist geprägt von Leugnen, Augenverschließen und Beschönigen.

Im Januar 2013 wird der Prozess gegen die Eltern eröffnet. Der Vater muss sich wegen Anstiftung zu Mord und Geiselnahme verantworten, die Mutter wegen gefährlicher Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung ihrer Tochter. Der Vater wird wegen Beihilfe zum Mord zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Mutter bekommt ein Jahr auf Bewährung.

Im Juni 2016 werden die beiden jüngsten Brüder auf Bewährung entlassen, weil sie 2 Drittel ihrer Strafe verbüßt haben. Der Staatsanwalt gibt zu bedenken, dass es weitere Mädchen in der Familie gibt, deren Sicherheit durch die Brüder gefährdet sein könnte. Dennoch lässt das Landgericht Bielefeld sie frei.

Links

www.lz.de
www.spiegel.de
www.bild.de
de.wikipedia.org

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