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Ehrenmorde 2009
Mizgin / Müdje B.
geboren: 1990
erstochen und überfahren: 1. Januar 2009
Wohnort: Harsewinkel (bei Gütersloh)
Herkunft: Türkei
Kinder: keine
Täter: ihr Cousin und Ehemann Önder B., zur Tat 26 J.
Die Kurdin Müdje B. (in einigen Zeitungen wird sie auch Mizgin genannt) wird in Deutschland geboren und mit 17 Jahren an einen Cousin in der Türkei verheiratet. Da sie noch Schülerin ist, kann der Importbräutigam 2007 nicht im Wege der Familienzusammenführung nach Deutschland kommen. Önder wohnt weiter in der Türkei. Da Müdje deutlich sagt, dass sie zur Ehe gezwungen wurde, beginnt er, sie per SMS zu bedrohen.
Als Müdje 18 ist, stellt sie im August 2008 Strafanzeige. Sie sagt aus, dass ihr Ehemann sie zwingen will, in die Türkei zu gehen. Er wird ins Fahndungssystem zur Aufenthaltsermittlung eingegeben. Zu diesem Zeitpunkt hat Müdje ihren Hauptschulabschluss gemacht und will Friseurin werden.
Im Oktober reist Önder illegal nach Deutschland ein (möglicherweise nicht zum ersten Mal, möglicherweise mit Hilfe von PKK-Schleusern). Er lebt zunächst bei Verwandten in Dortmund, später im Haus von Müdjes Eltern, wohl aber in einem eigenen Zimmer. Möglicherweise wollen die Eltern ihrer Tochter die Vergewaltigung im eigenen Haus ersparen. Oder sie wissen, dass sie sich damit strafbar machen. Oder es ist ein Deal: Im Gegenzug geht Müdje nicht zur Polizei.
Als Müdje am Silvesterabend ausgeht, folgt ihr Önder. Er bringt sie auf einen abgelegenen Feldweg in Harsewinkel, wo er sie etwa zwei Stunden nach Mitternacht niederschlägt und niedersticht. Danach überfährt er sie mit einem geliehenen Audi. Bei der Obduktion findet man mehrere Schlagwunden einer Billardqueue. Den Stab findet man später zerbrochen am Tatort, so wie die – ebenfalls abgebrochene – und blutverschmierte Klinge.
Vom Tatort aus ruft der Täter die Polizei. Müdje wird am 5. Januar 2008 in Gütersloh beigesetzt. Später heißt es, die beiden seien nach türkischem, aber nicht nach deutschem Recht verheiratet gewesen.
Im Juli 2009 wird der Prozess vor dem Landgericht Bielefeld eröffnet. Önder gesteht die Tat und verlangt, die Obduktion solle untersuchen, wann seine Frau das letzte Mal Geschlechtsverkehr hatte. Im August wird Önder zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Januar 2011 wird bekannt, dass er sich um eine Überstellung in die Türkei bemüht. Bislang ist die Staatsanwaltschaft dagegen. Er würde dort wohl kaum 15 Jahre im Gefängnis sitzen.