Suche:

Ehrenmorde 2009

Nurdan Eker

geboren: 1978
erstochen: 30. September 2009
Wohnort: Wiesbaden
Herkunft: Türkei
Kinder: 2 Töchter (zur Tat 11 u. 13 J.)
Täter: ihr Ehemann Hazan E. (zur Tat 38 J.)

Mit 16 Jahren wird Nurdan in der Türkei verheiratet. Ihr Vater ist bereits gewalttätig und nimmt sie in der 5. Klasse von der Schule. Nurdan bekommt zwei Töchter. Fünf Jahre nach der Hochzeit stirbt ihr Mann.

Ihre Mutter heiratet einen neuen Mann. Dieser hat noch einen Sohn in Deutschland, der von einer Deutschen geschieden ist. Der LKW-Fahrer Hazan soll nun eine Türkin bekommen. An ihn wird Nurdan verheiratet. Sie zieht nach Wiesbaden.

Da ihr Mann sie und die Töchter schwer misshandelt, flieht Nurdan in ein Frauenhaus der Arbeiterwohlfahrt. 2008 wird die Ehe geschieden. Nach 252 Tagen im Frauenhaus zieht sie mit ihren Töchtern in eine eigene Wohnung.

Dort finden die beiden Mädchen am 30. September 2009 ihre Mutter vergewaltigt und mit 58 Messerstichen ermordet. Der 38jähriger Exmann stellt sich der Polizei, weist aber ein Alibi vor. Später kommt heraus, dass die Tatzeit deutlich früher als angenommen war. Der Ehemann wird festgenommen.

Die beiden Töchter fliegen zur Beerdigung ihrer Mutter in die Türkei und können nicht mehr ausreisen. Sie sind nun bei ihren Großeltern und dadurch in Gefahr, ebenfalls zwangsverheiratet zu werden. Die Arbeiterwohlfahrt in Deutschland engagiert einen Anwalt und sammelt Geld für die Ausbildung der Mädchen.

Mitte 2010 beginnt der Prozess vor dem Landgericht Wiesbaden. Hazan verfolgt die Verhandlung überwiegend grinsend und feixend. Die Töchter sagen aus, dass der Stiefvater auch ihnen gegenüber gewalttätig gewesen sei. Im März 2011 wird Hazan wegen Vergewaltigung und Mord zu lebenslanger Haft verurteilt, ohne besondere Schwere der Schuld. Der Richter spricht von einem Tatmotiv auf niederster Stufe. Die Verteidigung hatte Freispruch gefordert.

Zwei Jahre später benennt die Arbeiterwohlfahrt das Frauenhaus in Nurdan-Eker-Haus um. In der Berichterstattung heißt es, Nurdan habe sich aufgelehnt gegen die "lebensfeindlichen Gesetze eines chauvinistischen Islams." Die beiden Töchter leben bei ihrer Großmutter in der Türkei. In Wiesbaden wird weiter Geld für ihre Ausbildung gesammelt. Später studieren die jungen Frauen Architektur an einer Kunsthochschule. Problematisch bleibt, dass türkische Täter oft schon nach einem Teil ihrer Haft abgeschoben werden. Und zwar unabhängig von der Bedrohung - in diesem Fall für die Stieftöchter.

» Seite drucken     » Fenster schließen