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Ehrenmorde 2014

Patrick

geboren: 1987
erstochen: 18. Juni 2014
Wohnort: Neuenburg bei Freiburg
Herkunft: Opfer: Deutschland; Täter: Libanon
Kinder: wohl keine
Täter: Akram Y. (zur Tat 17 J.), kurdischer Libanese, möglicherweise mit seinem Vater Mustafa (48 J.)

Diesen Fall kann man als Selbstjustiz lesen: Ein Mann vergewaltigt eine Frau. Ihr Bruder ermordet ihn aus Rache.

Man kann diesen Fall auch als Ehrenmord lesen: Nicht die Vergeltung für die Vergewaltigung ist das Motiv, sondern, dass der Täter seine Ehre und die Ehre seiner Familie befleckt sah. Befleckt durch den unehelichen Sex der Frau - unabhängig davon, ob er erzwungen war oder nicht.

Diese Ehre wollte er unbedingt wieder herstellen. Ein interessantes Detail: Der Täter ist 17, fällt also noch unters Jugendstrafrecht. In vergleichbaren Fällen ist der Jüngste einer Familie schon zum Morden auserkoren worden.

Zur Tat: Patrick ist wegen Eigentumsdelikten polizeibekannt. Am 12. Juni vergewaltigt er (angeblich) die 26jährige Frau in Mühlheim (Baden-Württemberg). Die beiden kennen sich wohl flüchtig. Sie zeigt den Mann an. Am 18. Juni ergeht ein Haftbefehl. Patrick befindet sich auf der Flucht.

Aber die Familie des Vergewaltigungsopfers wird selbst aktiv. Per WhatsApp locken sie Patrick zu einem Parkplatz. Es soll um ein Drogengeschäft gehen. Akram, der Bruder der vergewaltigten Frau, und Mustafa, der Vater der beiden, lauern ihm auf. Der 17jährige Bruder des Opfers ersticht Patrick mit 23 Stichen. Er stirbt noch am Tatort. Ein weiterer Freund der Familie ist anwesend.

Die drei Täter werden festgenommen. Ihre Aussagen widersprechen sich. Der Vater ist Libanese, die jüngeren Täter haben wohl einen deutschen Pass.

Denkbar ist auch, dass die junge Frau gar nicht vergewaltigt wurde, sondern eine Affäre mit Patrick hatte. Dann würden ihr Bruder und ihr Vater dies als Beschmutzung ihrer Ehre werten (weil Patrick ein Deutscher ist) und die angebliche Vergewaltigung lediglich als Vorwand für die Tat benutzen. Etwas irritierend ist auch das Verhalten der (angeblich, mutmaßlich) vergewaltigten Frau. Via Facebook sendet sie am Tag der Tat und auch an den Tagen danach Liebesschwüre an ihren Bruder.

Im April 2015 beginnt der Prozess vor dem Landgericht Freiburg. Im Dezember werden Vater und Sohn wegen Mordes verurteilt: Der Vater zu lebenslanger Haft, der Sohn zu 8 Jahren Jugendstrafe. Der junge Mann, der das Opfer festhielt, zu 5 Jahren. Ein weiterer Komplize, der das Treffen arrangiert hatte, zu 2 Jahren auf Bewährung. In der Urteilsbegründung nennt der Richter die Wiederherstellung der Familienehre als Motiv.

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